vom Korn zum Mehl

Über die Schlossmühle Radeberg

Die Schlossmühle zusammengefasst

Die Schloßmühle Radeberg wurde im Jahre 1445 erstmals urkundlich erwähnt und kann als die älteste Mühle Radebergs auf eine traditionsreiche Geschichte zurückblicken. Nach dem letzten großen Umbau 1982 durch Müllermeister Günter Sonntag war sie bis Mitte 1996 als 3 to- Weizenmühle in Betrieb. Die voll funktionsfähige Einrichtung besteht im wesentlichen aus 3 Doppelstühlen, einer Ausmahlmaschine, 2 Plansichter, Reinigung, pneumatischer Förderung, 3 Mischmaschinen und einer Francis- Spiralturbine. Seit dem Deutschen Mühlentag 2010 ist die Mühle für Besucher zugänglich. Nach Abschluss der Gebäudesanierung soll ein Mühlenmuseum eingerichtet werden, sowie Veranstältungsräume und Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden.

Schlüsselmomente der Schlossmühle

1445: erste Urkundliche der Erwähnung der Schloßmühle

Pfingsten 1481: die Schloßmühle stand vollkommen unter Wasser

Sommer 1509: große Trockenheit – alle Mühlräder standen still

Winter 1543: bitterer Frost – sämtliche Mühlen vereisten

1684: schweres Unwetter – sämtliche Dächer und Fenster wurden zerschlagen

1687: Feuerbrunst – die Schloßmühle brannte bis auf die Grundmauern nieder

August 1703: starker und lang anhaltender Regen – starke Hochwasserschäden

Winter 1803: grimmiger Frost – am Mühlrad der Schloßmühle entstand starker Schaden und die Röder hörte auf zu fließen

ab März 1935:  umfangreicher Um- und Ausbau der Mühle und ihrer Nebengebäude

1943: ektrischer Kraftstrom kam in die Mühle und Einbau neuer Walzenstühle

Mai 1945: russische Flugzeuge warfen einige Bomben auf Radeberg ab – Bombentrichter auf der Schloßmühlenwiese entstanden sowie eine Panzersperre an der Mühle

1956: Pflastern des Schloßmühlenhofes

1966: Ausbau des Wasserades – Ersatz durch gebraucht erworbene Francis- Spiralturbine

1969: Errichtung eines neuen, massiven Giebels

1970-iger Jahre: Einbau des Sägegatter und Wasserrad

1982/83: Umbau zur Weizenmühle

bis 1996: zahlreiche Um- und Ausbauten

24.07.1996: Einstellung des Mahlbetriebes

Die Schlossmüller

Reinhard Sonntag

Inhaber & Kaufmännischer Leiter

Christian Sonntag

Inhaber & Müllermeister

Chronik

Schlüsselmomente der Schlossmühle

Nach dem Husittenkrieg um ca. 1430 wurde die heutige Schloßmühle im Jahre 1445 als „Hußmohl“ erstmals urkundlich erwähnt.

Wie im folgenden nachzulesen ist waren es besonders die Naturgewalten, die unserer Schloßmühle in ihren frühen Jahren zu schaffen machten, vielleicht waren es aber gerade diese Dinge, die zur damaligen Zeit von den Chronisten als Aufschreibenswert betrachtet wurden: Ein großes Regenwetter ließ die Röder zu Pfingsten 1481 zu einem riesigen See anwachsen und die Schloßmühle stand vollkommen unter Wasser.

Dagegen war 1509 im Sommer eine so große Trockenheit dass man durch die Elbe laufen konnte. Alle Mühlräder im Rödertal, so auch das der Schloßmühle, standen still.

Im Winter 1543 war derartiger Frost, dass die Röder bis auf den Grund ausfror und sämtliche Mühlräder vereisten und damit stillstanden. Eine große Hungersnot machte sich überall breit.

Ein schwarzer Tag für unsere Heimat war der 10. Mai 1684 an dem auch die Schloßmühle schweren Schaden nahm: Ein furchtbares Schloßenwetter mit Eisstücken so groß wie Taubeneier zerschlug im Rödertal sämtliche Dächer und Fenster. Hunderte von Vögeln, Hühnern, Enten und Gänsen, lagen tot auf Wiesen, Feldern und in den Gassen.

Kaum waren die argen Schäden wieder ausgebessert kam im Jahre 1687 ein neuer, großer Unglückstag über unsere Schloßmühle: Sie brannte bis auf die Grundmauern nieder.
Jedoch ging der damalige Schloßmüller Jakob Peter mit Mut und Tatendrang an den Wiederaufbau seiner Mühle.
Anmerkung: Bei der Sanierung der Müller- Wohnung haben wir viele geschwärzte Ziegel und angekohlte Balken aus dieser Zeit gefunden.

Am 2. August 1703 fiel ein starker und lang anhaltender Regen, der den Röderfluß zu einem reißenden Strom verwandelte. Brücke und Stege wurden weggerissen, auch an der Schloßmühle entstand durch das Hochwasser arger Schaden.

Verschont wurde die Schloßmühle jedoch beim schweren Gewitter am Freitag, dem 13. Juli 1714, bei dem in Radeberg 108 Wohnhäuser, 5 Brauereien, 15 Scheunen, die Schule, das Rathaus, die Kirche samt Turm und zwei Diakonatsgebäude ein Opfer dreier schwerer Blitzeinschläge wurde.
Ob die Schloßmühle beim Großen Stadtbrand in der Nacht vom 18. zum 19. Mai 1741 Schaden genommen hat ist aus unserer Chronik nicht festzustellen.
Der Schloßmüller Senf machte 1768 auf der Südseite des Schloßberges einen bedeutsamen Fund. Beim Setzen junger Linden stieß er auf ein Gewölbe mit zwei Ellen ( = ca. 1,20 m ) dicken Mauern. Darin befanden sich Urnen, Tränengefäße, eiserne Waffen und viereckige Kupfermünzen. Diese befinden sich jetzt in der ständigen Ausstellung im Schloß Klippenstein.

1803 schlug „General Winter“ wieder zu: Mit dem neuen Jahr stellte sich ein so grimmiger Barfrost ein, dass die meisten Mühlen einfroren. Am Mühlrad der Schloßmühle entstand starker Schaden. Die Röder hörte auf zu fließen und die Leute mußten Eis auftauen um die Not des Wassermangels zu lindern.

Von 1840 – 45 führten die Schloßmüller Kotte und sein Nachfolger Standfuß einen langwierigen Prozeß mit dem Bergmüller wegen eigenmächtiger Erhöhung des Wehres. Dieser Rechtsstreit ging zu Gunsten der Schloßmüller aus.

Ernst Julius Standfuß verunglückte am 12.10.1863 durch das Rad seiner Ölmühle zu Tode.

Am 1. März 1935 übernahm Herr Alfred Drescher die Schloßmühle von der Vorbesitzerin Emma verw. Reimann. Der neue Schloßmüller, ein umsichtiger und weitschauender Mann, ging sofort an den Um- und Ausbau der Mühle und ihrer Nebengebäude heran, die alle sehr reparaturbedürftig waren. Das morsche hölzerne Wasserrad wurde durch ein eisernes Rad ersetzt. Elektrischer Kraftstrom kam in die Mühle und neue Walzenstühle wurden im Jahre 1943 eingebaut.

Der gegenüber der Mühle im Schloßberg befindliche Felsenkeller diente 1945 als Luftschutzkeller, der bei Fliegeralarm oft derart gefüllt war dass die Schloßmüllerfamilie Not hatte einen Platz darin zu bekommen.

Am 7. Mai 1945 warfen russische Flugzeuge einige Bomben auf Radeberg ab. Die Wiese der Schloßmühle wies danach einige Bombentrichter aus. Sogar eine Panzersperre wurde an der Mühle errichtet.

Nach dem Krieg trug die Schloßmühle wesentlich zur Versorgung der notleidenden Umlandgemeinden bei. Wegen der immer mehr werdenden Arbeit mußten ein Geselle und ein Lehrling eingestellt werden. Gute Arbeit setzte sich durch und Alfred Drescher wurde zum Obermüller der Innung gewählt.
1956 verkaufte der Schloßmüller Drescher die Mühle an Herrn Herbert Feder, der auch kleine Verbesserungen an der Mühle vornahm und dafür sorgte, dass der Schloßmühlenhof teilweise gepflastert wurde.
Schon 7 Jahre später im Jahre 1963 starb Herbert Feder, deshalb mußte die Mühle wieder verkauft werden. Als neuer Schloßmüller wurde Günter Sonntag tätig, ein Müller der seit frühester Jugend in diesem Beruf tätig war. Bereits mit 12 Jahren ging er in der Lockwitzer Hänichenmühle aushelfen und erlernte später in der Hummelmühle bei Kreischa das Müllerhandwerk mit anschließender Meisterschule.
Wieder wurden an der Schloßmühle zahlreiche Veränderungen und Umbauten vorgenommen:
1966 hat er das Wasserrad ausgebaut und durch eine gebraucht erworbene Francis- Spiralturbine (Baujahr ca. 1890) ersetzt.
1969 bekam die Schloßmühle einen neuen massiven Giebel. Ein Jahr später wurde das Dach neu eingedeckt, im Holzbau mußten allerdings mangels Material einige Dinge improvisiert werden.

In den 1970-iger Jahren wurden ein Sägegatter und zur besseren Ausnutzung der Wasserkraft auch ein Wasserrad eingebaut.

Mit der Übernahme der Schloßmühle im Jahre 1963 verfiel durch die damaligen Regelungen das bestehende Mahl- Kontingent für Roggenmehl.
Fortan hat Schloßmüller Günter Sonntag also vorrangig nur Lohnschroterei und Haferquetschen im Nebenerwerb ausführen können. Später gelang es ihm für einige Brauereien in der Umgebung Braugerste zu verarbeiten.
Mit der Eröffnung der Coschützer Brauerei in Dresden Anfang der 1980-iger Jahre ging dies allerdings zu Ende.
Aber mit etwas Glück erhielt Günter Sonntag endlich wieder ein Kontingent zum Mahlen von Getreide. Wieder war „Umbauen“ angesagt:
Aus der Schloßmühle wurde innerhalb eines Jahres durch die geschickten Hände des Schloßmüllers eine Weizenmühle mit ca. 3 to Tagesleistung, als solche war sie bis 1996 in Betrieb und versorgte die umliegenden Bäckereien mit Mehl. Danach verfiel sie in eine Art „Dornröschenschlaf“.

Im Januar 2009 verstarb Günter Sonntag nach langer Krankheit im Alter von 80 Jahren.
Die Mühle ging in den Besitz seiner beiden Söhne Reinhard und Christian über, nach deren Willen sie für die Öffentlichkeit zugängig gemacht werden sollte.
So gab es am Pfingstmontag, dem 24.Mai 2010 zum ersten Mal einen „Deutschen Mühlentag“ mit fast 2000 Besuchern in der Schloßmühle.
Danach ging es zügig mit der Gebäudesanierung weiter. Die mittlerweile sehr beliebte Müllerstube öffnete im April 2015 für private Feiern, Versammlungen und Veranstaltungen ihre Türen.
Nach Sanierung der Radgrube und des Zulaufes wurde das morode Wasserrad im Januar 2016 durch ein schmuckes, neues Rad ersetzt.
Zunehmend beschlich nun die neuen Schlossmüller ein Gedanke:
„Eine Mühle ohne Mehl ist wie eine Brauerei ohne Bier!“
Wieder Mehl mahlen, nur ein verrückter Traum ??
NEIN, denn dieser wurde im Dezember 2017 Wirklichkeit: Nach Reinigungs- und kleinen Umbauarbeiten kann fortan auf nur einer Mahlpassage wieder Weizen oder Roggen geschrotet und vermahlen werden. Vornehmlich passiert das im Rahmen von Mühlenführungen und Schaumahltagen.

Somit sind wir nun im 575. Jahr unserer Schloßmühle angelangt. Mit dem Müllergruß „GLÜCK ZU“ wünschen wir der Mühle, dass sie noch lange ein Ort zum Bestaunen der alten Mahltechnik aber auch zum Feiern und Verweilen bleibt.

Reinhard Sonntag

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